23. Oktober , 19:00 – 21:00
Die Klimabewegung ist mausetot. Eben noch bestimmte der Schulstreik für das Klima den Stundenplan so manches Schülers, das Boulevard polterte tagtäglich gegen die „Klimakleber“ und in Gefangenensammelstellen wimmelte es an einigen Wochenenden von Aktivistinnen in weißen Malerkitteln. Und heute? Freitag ist ein Schultag wie jeder andere, für das urbane Verkehrschaos gibt es ganz andere Gründe und die Zeiten der Massenaktionen von Ende Gelände sind lange vorbei. Die Welt dreht sich weiter.
Die Klimabewegten waren sich lange sicher, das einzig richtige zu tun: die betonte Dringlichkeit, die braven Gespräche mit Klimawissenschaftlerinnen, die immergleichen Demonstrationen. Man hielt den Staat für ein Instrument, das es bloß richtig zu stimmen gilt. Appelle, Proteste, moralistische Reden und sogar ein Hungerstreik waren die Waffen der Wahl, um Politiker vom eigenen Ansinnen zu überzeugen. Als all das versagte, blieb nichts – nur der Rückzug in Vereinzelung oder Wahnsinn.
Die Katastrophe, vor der man zu Recht warnte, beginnt indes, ihre volle Wirkung zu entfalten – allerdings nicht aus kaltherziger Ignoranz, nicht aus stumpfer Unwissenheit, sondern mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses.
Am rosaroten Selbstbild der einstigen Aktivisten beginnt ein Zweifel zu nagen: Was, wenn das Scheitern nicht bloß tragisch war – sondern unausweichlich?